Den Freitag und den halben Samstag verbrachte ich mit der Veröffentlichung des Ebooks. Die Edition Schelf veröffentlicht ja nur gedruckte Bücher, das Ebook mache ich deswegen wieder unter eigener Flagge. Aus der Geschichte nur ein Ebook zu machen, war ja ohnehin die ursprüngliche Idee. Auch wenn ich sehr glücklich darüber bin, dass wir diesen Schritt mit dem gedruckten Buch gegangen sind, will ich dennoch weiterhin das Ebook veröffentlichen. Zum einen, weil Ebooks eher meinem Leseverhalten entsprechen, aber auch, weil ich diesen Vertriebsweg einmal verstehen und durchspielen will.
Neben den technischen Schwierigkeiten, den Text in ein Ebook umzuwandeln, musste ich mich auch einmal gründlich einlesen, für welche Plattformen der Veröffentlichung ich mich entscheide. Ganz einfach ist das nämlich nicht. Ursprünglich wollte ich Amazon ausschliessen. Privat kaufe ich so gut wie nichts mehr über diese Plattform. Seit Bezos sich nun auch noch bei den Tech-Autoritaristen eingereiht hat, hänge ich widerwillig noch an Prime Video. Dafür gibt es leider keine ernsthaften Alternativen. Wie überhaupt im ganzen Streamingsegment.
Dennoch habe ich nicht lange damit gerungen, mich für Amazon als zeitlich exklusive Veröffentlichungsplatform zu entscheiden und habe meine Novelle jetzt beim KDP-Select Programm von Amazon hochgeladen. Und schon merke ich mein Bedürfnis, mich dafür zu rechtfertigen.
Erstens würde ich sagen wollen: Amazon kriegt direkt keinen Cent von mir. Puh. Gut. Aber natürlich füttere ich mit meiner bescheidenen Geschichte den riesigen Pool an Ebooks bei Amazon und damit auch das Konsumverhalten der Amazon-Kunden, die mit dem Konsum Geld an diese Firma zahlen und sich mit Exklusivabos auch an den Konzern bindet.
Mit dem Ebook strebe ich natürlich keine hohen Verkaufszahlen an, ich weiss die Novelle durchaus einzuschätzen, ich werde mit dieser Geschichte nie einen Cent verdienen. Bis die Kosten ausgeglichen sind, müsste ich zehn Mal mehr davon verkaufen.
Mich interessiert jedoch der Mechanismus einer Ebook Veröffentlichung. Mich interessiert das Produkt Amazon und Amazon-KDP sowie dessen Marktmacht. Das liegt wahrscheinlich an meinem beruflichen Hintergrund. Was macht Amazon besser als die vielen Buchhändler im Rest der Welt? Wie lädt man Ebooks hoch? Welche Formate werden unterstützt? Was bedeutet die 90 Tage Bindung? Wie kommt ein Titel in die Flatrate für Vielleserinnen? Usw. Und der schnellste Quickwin: Wie sieht das Dashboard aus? Ich las, dass man bei Amazon die Abverkäufe in Echtzeit sehen kann. Mit Grafiken und Statistiken. Das ist für Marketing oder Selbstmarketing natürlich unerlässlich. Weil man verstehen will, welche Werbemassnahmen funktionieren und welche nicht. Brachte eine Rezension in einer Zeitung Verkäufe? Wie sieht es mit Social Media aus?
Bei Epubli, dem Anbieter meines Herzens, gibt es unter Verkäufe/Einnahmen nur die Zahl der Verkäufe und die entsprechenden Einnahmen. Kein Datum, kein Land, keine Statistiken, keine Grafiken. Ausserdem kommen diese Zahlen sehr verspätet an. Mit Verspätung meine ich Wochen und Monate. Das ist für die Steuererklärung in Ordnung, aber nicht für Selfpublisher, die auf ihr Selbstmarketing angewiesen sind. Nun ist das für mich mit meinen wenigen Verkäufen finanziell nicht weiter relevant, ausser um meine Neugierde zu befriedigen. Weil ich Epubli aber sehr sympathisch finde und ich sie als Berliner Firma erfolgreich sehen möchte, schrieb ich ihnen heute eine Mail mit der Frage, ob ein solches Dashboard in Entwicklung oder wenigstens in Planung ist.
Ich glaube, es ist eine gute Zeit, technisch in die Offensive zu gehen. Europäische Tech-Firmen sprechen bereits vom Trump-Effekt, weil sich viele europäische Organisationen, Behörden und auch Personen von amerikanischen Plattformen abwenden. Aber dafür müssen die europäischen Plattformen auch auf ein höheres Niveau gehoben werden.
Was ich damit sagen will: Ich bin mit dem Boykott nicht konsequent. Aber hey, wir müssen in Europa grundsätzlich etwas ändern. Zumindest mittelfristig gedacht.
Jetzt dauert es noch einmal 72 Stunden, bis man das Ebook auf Amazon kaufen kann. Die Prüferinnen und Bots des Konzerns werden inzwischen das Netz durchforsten, ob ich mich an die 90 Tage Exklusivität halte und das Ebook nicht doch irgendwo im Internet zum Kauf anbiete. Sie werden sicherlich auf diesen Text stossen. Hey. Nice to see you.
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