Natürlich liebe ich meine Hündin. Aber sie hat die Angewohnheit, sich in Dreck zu suhlen. Die Dogwalkerin lacht immer über meine Hündin und nennt sie „die Dreckigste von allen“. Sie liebt es nämlich, sich in Dreck zu suhlen. Genüsslich auf dem Rücken. Meistens einfach in Erde, vor allem im Wald. Aber auch im Park. Irgendwas stinkt da immer. Sie macht die entsprechende Stelle aufgeregt mit der Nase ausfindig und wirft sich dann mit vollem Einsatz auf den Rücken. Vielleicht ist es ein Stück Erde, auf dem mal ein toter Wurm gelegen hat, oder Fuchspisse oder verwestes Dönerfleisch. Ich weiß es nicht. Wenn ich es überprüfe, kann ich meistens nichts erkennen. Manchmal weiß ich allerdings sehr wohl, was los ist. So muss ich sie beispielsweise bei Kuhweiden an die Leine nehmen. Sollte man ohnehin wegen der Kühe, aber meine Hündin wird garantiert ihren Rücken in jeden frischen Kuhfladen wälzen. Heute lag eine tote Ratte im Park. Wenn ich sie so mit dem Rücken auf den Boden sehe, wie sie genüsslich die Beine in den Himmel streckt, dann klingelt bei mir sämtliches Läutwerk. Ich musste sie mit den Füßen von dem Kadaver wegtreten. Also nicht mit einem Tierquälertritt, sondern mit einem entschlossenen Fußschubser und Befehlshaberton.
Dass sie danach unter die Dusche muss, nimmt sie jedoch trotzdem als Anlass, ewig beleidigt mit mir zu sein.
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Ich experimentiere hier immer noch ein bisschen mit der Typo rum. Dabei stelle ich fest, dass ich erstaunlich wenig Meinung zu Typo habe. Ich mache sie ein bisschen größer, dann ein bisschen kleiner, dann mit Serifen und wieder ohne Serifen, weniger Stärke und mehr Stärke. Alles gefällt mir irgendwie, aber ich habe wirklich keine dedizierte Meinung zu dem, was ich sehe. Braucht man eine Meinung zu Typo? Ich kann mich an die Gespräche mit der Grafikerin erinnern, als sie mir Typos für die Novelle vorschlug. Ich sah mir die drei Entwürfe an und fand sie alle gut. Deswegen fragte ich, worauf ich achten sollte. Sie erklärte mir Zeilenabstände, Lesbarkeit, Luftigkeit usw., aber es sei natürlich immer eine Frage der persönlichen Präferenz. Ich habe tatsächlich keine persönliche Präferenz. Ein Text ist für mich ein Text. So ging es mir allerdings auch beim Cover. Ich hatte keine Präferenz. Ich schickte ihr Fotomaterial und schließlich waren alle begeistert von dem Foto meines damaligen Zimmers, was dann auch auf den Umschlag kam. Ich hätte wahrscheinlich einfach einen schwarzen Balken auf weißem Hintergrund genommen, darüber den Namen des Textes gesetzt und darunter, etwas kleiner, meinen Namen. Typo wiederum egal. Ich wählte einfach willkürlich eine Variante aus und vertraute der Grafikerin, dass sie wisse, was sie tut. Ich hätte dazu gerne eine Meinung. Andererseits fühle ich mich manchmal wie erleuchtet, wenn ich keine Meinung zu etwas habe.
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Fahrgastrechteantrag. Ein Begriff aus der deutschen Sachbearbeiterhölle. Ich stellte heute einen Fahrgastrechteantrag. Weil sich mein Zug um 4 Stunden verspätete, wurden meine Fahrgastrechte verletzt und der erlittene Schaden wird mir nun mit 50% des Fahrkartenpreises ersetzt. Auch nett. Seit ich weiß, dass die Bahnchefin Südtirolerin ist, bin ich sehr nachsichtig. Außerdem erstaunte es mich, wie entspannt die Fahrgäste die ganze Zeit geblieben waren. Neulich am Flughafen, bei den verschwundenen Koffern aus Island, bildeten sich Menschenschlangen, von denen eine meuterische Stimmung ausging. Aber vorgestern in der Bahn: alle entspannt. Vier Stunden lang.
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