[Fr, 8.8.2025 – Alkoholkonsum, Blogpensum]

Wenn ich den gestern verlinkten Text über Venedig lese, dann verwundert mich der damalige Alkoholkonsum schon ein bisschen. Das ist mir bisher gar nicht so stark aufgefallen. Es kam mir normal vor, auch die Obsession, mit der ich mich damals betrank. Sogar noch 2005, als ich den Text verfasste, das war 12 Jahre später, fand ich es offensichtlich vertretbar und auch ein bisschen romantisch. Ein bisschen romantisch finde ich es auch heute noch, aber nicht mehr vertretbar. Aber ich denke auch noch nicht so lange über Alkohol nach. Zwar wusste ich immer, dass ich aufpassen muss, dass ich mich bei dem Thema irgendwie mäßigen muss. Mit Anfang zwanzig führte ich ein, dass ich zuhause keinen Alkohol trinke, bzw. nur, wenn ich Besuch habe. Weil ich das immer strikt handhabte, bewahrte es mich wahrscheinlich vor Schlimmerem. Wenn ich aber solche alten Geschichten lese, merke ich die destruktive Maßlosigkeit, mit der ich mich dem Suff hingeben könnte, wenn ich es zuließe.

Neuerdings denke ich oft darüber nach, ganz mit dem Alkohol aufzuhören. Mir kommt vor, dass es mir nicht gut tut. Ich liebe immer die ersten drei Drinks. Die Cremigkeit, die sich mit den ersten drei Drinks über den Tag legt. Danach trinke ich entweder weiter und werde dumpf oder ich höre auf und werde müde. In beiden Fällen schlafe ich dann schlecht, ich heize mich auf. Und am nächsten Tag habe ich immer einen Kater. Auch wenn ich nur zwei Biere trinke, ich merke es immer, wenn ich etwas getrunken habe. Und in meinem Alter dreht sich ja alles nur noch um den Schlaf. Ich will gut schlafen, ich will gut schlafen, ich will gut schlafen. Ich wäre abends gerne cremig und geistreich und würde danach gerne gut schlafen. Und am nächsten Tag fit wie ein Eichhörnchen sein.

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Jetzt, wo ich das Blog in Buchform drucken werde, merke ich erst, wie viel Text sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Ursprünglich dachte ich, einfach via Epubli ein Buch aus dem Blog zu drucken, aber der Umfang ist zu groß. Jetzt werde ich für jedes Jahr einen Band produzieren lassen. Zwar gab es Jahre, in denen ich sehr wenig bloggte, vor allem Ende der Zehnerjahre, das ergibt dann unterschiedlich dicke Bücher: Manche haben nur 36 Seiten und einige über 700, aber das finde ich auch wieder witzig.

Buchseiten pro Jahr:

2003-2005: 140
2006: 211
2007: 166
2008: 113
2009: 300
2010: 187
2011: 148
2012: 92
2013: 80
2014: 89
2015: 53
2016: 57
2017: 36
2018: 83
2019: 36
2020: 60
2021: 725
2022: 728
2023: 633
2024: 683

Es fallen vor allem die letzten vier Tagebuchjahre auf. Seit 2021 produziere ich jährlich einen 700-Seiten-Schinken. Ohne Bilder. Das war mir gar nicht bewusst. Die ersten drei Jahre habe ich zusammengefasst, weil ich fast alles daraus gelöscht habe. Das meiste war sehr schlecht.

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[Do, 7.8.2025 – Post, Absolutheit der Liebe, etc.]

Mailabonnentinnen dieses Weblogs erhielten gestern unerwartete Post, die einen uralten, schlechten Text enthielt. Da ich ja (siehe gestrigen Eintrag) gerade das Archiv aufräume und für einen Buchdruck aufhübsche, merze ich Rechtschreibfehler aus und aktualisiere die Beiträge. Was ich jetzt gelernt habe: Beiträge, die einmal auf privat gestellt waren, werden bei Aktualisierung als neu veröffentlicht, bekommen also ein aktuelles Datum, landen im RSS-Feed und verschicken eine Juhuu-Mail. Sollten demnächst tagsüber wieder solche Mails rausrutschen: Es sind nur alte Texte. Ich werde aber darauf achten.

Ich stoße beim Aufräumen auch auf nette Texte, die ich völlig vergessen hatte. „in venedig“ verlinke ich jetzt mal, da es vom Setting her zur Novelle passt. Eine kleine Geschichte über Teenagerliebe. Bisschen wild das Setting, allerdings. Zum Ende dieser Geschichte möchte ich jetzt, 20 Jahre später, jedoch anfügen, dass ich jene Alessandra doch noch einmal traf. Das war im Sommer des gleichen Jahres. Ich fuhr nach Padova in das besetzte Centro Sociale. Dort gab es ein Festival und sie lief mir über den Weg. Sie hielt einen Mann an der Hand. Auch ihre Schwester war dabei. Sie begrüßte mich, sie lächelte, wir wechselten zwei Sätze, dann ging sie weiter.

So ist das ja immer mit der Liebe. Sie ist immer absolut. Aber auch austauschbar. Jedoch immer absolut.

Das hat mich an der Liebe immer genervt. Diese religiöse Absolutheit. Ich versuche, mit meinen Exfreundinnen immer einen guten Kontakt zu behalten. Zumindest mit jenen Frauen, die mir etwas bedeuten. Mir ist das wichtig, es waren mir wichtige Menschen, wir waren schließlich Weggefährten, wir teilten dieses absolute Gefühl der Liebe, wir waren beste Freundinnen, wir teilten Erfahrungen, Träume, Enttäuschungen, Krisen, haben gemeinsame Erinnerungen. Wenn das Label „Paar“ einmal nicht mehr da ist und der Liebesbrand gelöscht ist, soll das plötzlich keine Bedeutung mehr haben.

Ich stellte mir eine Beziehung immer wie eine Freundschaft vor. Die wichtigste Freundschaft. Auf diese Freundschaft kommt dann die Liebe obendrauf. Auch der Sex, der Urlaub, die Träume. Die Träume können verschwinden, der Sex auch, die Liebe auch, aber dann ist doch immer noch die Freundschaft da. Diese wichtiggewordene Person. Der gemeinsam gegangene Weg.

Ist das Label „Beziehung“ weg, will man das dann immer abschließen, vielleicht neue Partner finden und alles von vorne beginnen, wieder absolut, wieder quasireligiös, mit all ihren Schwüren und Träumen. Bis man dann irgendwann, nach Monaten, Jahren oder Jahrzehnten, wieder kein Paar ist. Die Absolutheit der Liebe geht nur so lange, wie man ein Paar ist. Mich nervte das immer. Einen Menschen, den ich einmal liebte, war mir offenbar dermaßen wichtig, dass ich ihn liebte.

(Ja, ich weiß schon, manche Beziehungen enden auch wegen Kränkungen und Missbrauch, das ist eine andere Sache)

Alessandra und ich waren zwar kein Paar, hatten keine Geschichte. Aber die Absolutheit war schon da.

Nun.

Gestern ging ich wieder ins Fitnessstudio. Nach drei Wochen Pause wollte ich den befürchteten Muskelverlust kompensieren und übernahm mich ein bisschen. Ich verließ das Studio mit geschwächten Gliedmaßen. Das ist ein komisches Gefühl.

Auf der Hundewiese trug ich dann das farbenfrohe Sommerhemd. Es hellte wirklich meine Laune auf. Zwei Menschen sprachen mich sogar darauf an. Fanden sie gut.

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[Mi, 6.8.2025 – Print your Blog, Sommerhemden]

Neulich stieß ich auf das WordPress-Plugin „MPL-Publisher“, mit dem man ein ganzes Blog in ein Buch oder ein E-Book umwandeln kann. In den letzten 22 Jahren hat sich in diesem Blog Newsletter dermaßen viel Text angesammelt, dass ich zum einen den Überblick verloren habe und andererseits auch Angst habe, dass das einmal alles verschwindet. Ein falscher Knopfdruck, ein kaputtes Backup, veraltete Technologie – es könnte alles verschwinden. Zwar bin ich nicht für die Ewigkeit gemacht, aber wenn es eine Konstante in meinem Leben gibt, dann ist das mittlerweile schon dieses Blog geworden. Plötzlich habe ich deswegen Verlustängste.

Es war ein wenig umständlich, das Plugin ans Laufen zu bekommen, weil der Blogunterbau etwas veraltet war. In den letzten Tagen habe ich alles auf den aktuellen Stand gebracht (daher auch die mehrstündigen Ausfälle) und nun habe ich angefangen, das Blog von hinten aufzuarbeiten. In 2003 waren die Blogeinträge nicht so gut, die habe ich gelöscht. Ein paar gute Texte gibt es, allerdings achtete ich damals wenig auf Rechtschreibung und überhaupt: Ich achtete auf wenig. Ab 2005/2006 wurden die Einträge besser. Ich werde sie jetzt alle einzeln korrigieren und, wenn nötig, ein bisschen dran feilen, jedoch nicht lektorieren, und sie dann über Epubli in Buchform packen. Nur für mich, fürs Archiv, damit es nicht verloren geht, nicht für den Verkauf. Das zu verkaufen wäre wahrscheinlich öde, oder?

Für jedes Jahr ein Buch. Ich bin sehr gespannt auf den Umfang, ich habe kein Gefühl dafür.

Am Abend platzte eine Verabredung, deswegen ging ich ins Alexa, um mich nach Sommerhemden umzusehen. Ich muss mal etwas anderes als Schwarz tragen. Bei Olymp wurde ich schließlich fündig. Dort fand ich zwei blumige Hemden, bei denen auch der Farbton stimmte. Eines mit kurzen Ärmeln (leider zu klein, siehe Foto) und eines mit langen Ärmeln. Das mit den langen kaufte ich sofort, das mit den kurzen Ärmeln ließ ich mir in richtiger Größe aus dem Lager nach Hause liefern. Ich jetzt happy.

Als ich zuhause an den alten Blogtexten herumdoktorte, fand ich einen Blogeintrag, in dem ich mich schon in 2004 damit rumschlug. Dass ich farbenfrohe Kleidung tragen möchte, mich beim Kauf aber immer nur in schwarzer Kleidung wohlfühle. Eine weitere Konstante in meinem Leben.

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[Di, 5.8.2025 – Newslettern, Schlüssellos]

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Blogs und Newslettern? Neulich machte ich mir auf Bsky und Mastodon einen Spaß daraus und schrieb, ich hätte genewslettert statt gebloggt. Dabei kam ich mir so promimäßig vor. Wie eine Jagoda Marinic (die allerdings sonst super ist). Sie bloggt nämlich nicht, sondern sie newslettert, und wenn man auf Steady nach Autorinnen sucht, dann sucht man nach „Projekten“ und wenn man selber dort ein Blog starten will, dann startet man ein „Projekt“ und nicht ein Blog. Schon klar, Steady ist auf Monetarisierung ausgelegt, was ich durchaus in Ordnung finde, aber vielleicht ist Blog auch einfach ein olles Wort geworden. Vielleicht sollten wir jetzt einfach alle newslettern. Es so zu nennen, kann ich durchaus empfehlen, ich fühlte mich gleich von einem Glanz umgeben.

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Wenn ich „Shit“ schreiben will, aber mein Autocorrect „Shiiiiit“ draus machen möchte. Ich finde es schön, wie Autocorrect sich meine Emotionen merkt.

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Auf der morgendlichen Hunderunde fiel mir ein, dass ich meinen Wohnungsschlüssel zuhause vergessen hatte. Dabei wusste ich, dass sich meine Frau mittlerweile auf dem Weg ins Büro befinden dürfte. Wenn ich ganz schnell bin, kann ich sie eventuell noch erreichen. Also rief ich sie panisch an. Mehrmals. Aber sie hält das Telefon immer lautlos. Es half auch nichts, dass ich sie über WhatsApp und Telegram anrief. Manchmal glaube ich, wenn ich nur oft genug anrufe und verschiedene Kanäle benutze, dass ich das Telefon irgendwann in die Knie zwinge und mich durch eine Seitentür zum Klingelwerk des Gerätes hindurchzwängen kann. Heute gelang mir das jedenfalls nicht. Genausowenig wie die anderen Male. Weil ich nun ahnte, dass sie in die U-Bahn steigen würde und nach Brandenburg fährt, schrieb ich meine Nachbarin an, die auch den Schlüssel hat. Immerhin wusste ich, dass sie in Berlin ist, weil ich sie am Freitag treffen werde. Aber auch sie antwortete nicht.

Mein Freund E, mit dem ich morgens meist die Runde drehe, bemitleidete mich. Er sagte, ihm passiere das nie, weil er sich eine Routine angeeignet hatte. Er stecke nämlich immer den Schlüssel an die Innenseite der Tür. Auf diese Weise ist er gezwungen, den Schlüssel in die Hand zu nehmen, und würde ihn daher nicht vergessen. Das klang für mich zur Hälfte klug, zur anderen Hälfte auch wieder dumm. Wenn man dann nämlich den Schlüssel stecken lässt, kann man von außen keinen Reserveschlüssel mehr in das Schloss stecken. Aber wenn es für ihn funktioniert, dann ist es ja gut. Ich wollte mich nicht auf eine Diskussion einlassen. Ich hatte andere Probleme. Ich hing in einem Zwischenzustand fest. Wir waren schon auf dem Rückweg, ich konnte aber nicht nach Hause, alles hing davon ab, ob mein Telefon gleich klingeln würde. Nach einigen Minuten tat es das auch. Meine Frau war dran. Sie stand gerade an den Gleisen der U-Bahn. Sie bot an, dass sie auf mich warten würde. Ich müsse aber schnell sein, da sie sonst die Regionalbahn am Alex verpasste.

Ich war allerdings noch im Park und weit von der U-Bahn entfernt. Ich fragte meinen Freund E ob ich ihm meine Hündin geben könne, damit ich mir einen Elektroroller ausleihen kann, um schnell zur U-Bahn zu kommen. Wir liefen also zügig zu seiner Wohnung, brachten die Hunde hoch und dann lieh ich mir einen Roller aus. Das dauerte alles entsetzlich lange. Meine Frau wartete aber sehr entspannt.

Die G’schicht hat aber noch eine Moral.

Ich ging dann zurück zur Wohnung meines Freundes, holte die Hündin ab und ging nach Hause. Zwei Stunden später schrieb mir mein Freund auf Whatsapp, dass er sich ausgesperrt habe. So etwas sei ihm noch nie passiert. Er versuchte gerade, seine Exfrau und seine Eltern zu erreichen. Aber wie immer in solchen Fällen: Niemand nimmt das Telefon ab. Ich bot ihm an, ihn irgendwohin zu fahren. Das nahm er dankend an. Er fragte aber, ob er vielleicht kurz bei mir abhängen könne, bis sich jemand zurückmeldete. Klar, konnte er das. Ich kochte ihm einen Tee und bald meldeten sich auch die Eltern, also fuhr ich ihn nach Biesdorf und alles nahm ein gutes Ende.

Ahja, die Moral der G’schicht: Auch die beste Routine hilft nicht. Oder: haste Scheisse am Fuß, ist der andere sicher auch reingetreten, er weiß es nur noch nicht.

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Frédéric Valin schreibt über meine Novelle. So schön, dass ich fast jeden Satz daraus zitieren möchte.

‚[…] es ist die Art, wie Mek erzählt. Es gibt etwas tröstend stures, gleichzeitig offenherziges, auf eine mir nicht ganz klare Art geerdetes in dieser Art zu Erzählen. Als wäre der Sohn des Bauers die Kuh los, dachte ich manchmal, ohne genau zu wissen, was das bedeuten könnte. Mek hat sich selbst irgendwo zwischen Poesie und Prosa angesiedelt, und aus dieser Haltung heraus hat er dieses Buch geschrieben.

Oft befragt man Bücher, ob sie überzeugen oder nicht. „Springweg brennt“ will gar nicht überzeugen; will niemanden überzeugen. Das ganze Buch kuckt nur: was passiert. Und das ist alles. […]‘

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Zurück in Berlin.

[So, 3.8.2025 – Rückfahrt]

Packen, Rückfahrt, Fähren, Berlin. So waren die letzten beiden Tage. Wobei ich noch einmal Eschensprösslinge mähte und mit Frau und Hündin einmal zum nahegelegenen Bärensee fuhr. Ich wollte, dass die Hündin auch mal ins Wasser kann. Der See hat, anders als unser Fluss, sehr flache Uferstellen. Das Ufer des Flusses ist zu steil, ich traue mich nicht, sie dort ins Wasser zu lassen, da sie sehr hektisch schwimmt, und ich bin selbst kein guter Schwimmer. Ich fürchte mich schlichtweg davor, dass ich in eine Situation gerate, in der sie ertrinkt. Den Bärensee kann ich hingegen ein Stück mit rein, wo ich noch Boden unter den Füßen spüre, und zur Not greife ich nach ihr, falls es zu einer kritischen Situation kommt. Vielleicht bin ich aber nur übermäßig sorgvoll. Sicherlich wäre ich kein guter Vater, wenn ich Kinder hätte.

Das Überqueren der Grenze zu Dänemark war unproblematisch. Ich schreib vor zwei Wochen ja darüber, dass ich den Reisepass zuhause vergessen hatte. Meine Nachbarin las das und weil sie den Schlüssel zu unserer Wohnung hat, bot sie mir an, ihn mir zu schicken, aber weil ich ziemlich zögerte, verstrich die Zeit und es wurde zu spät. Dafür weiß ich jetzt, wie ich in Schweden Post empfangen kann. Zu unserem Waldhäuschen liefert die Post nämlich nicht. Aber man kann einfach eine schwedische Postfiliale als Adresse angeben und es dort abholen.

In Berlin regnet es. Es ist zwei Grad kühler als in Schweden. Die ganze Zeit schon.

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[Fr, 1.8.2025 – Johannis, Flussbaden, Saisonauftakt]

Hinterm Haus fand ich Unmengen von Johanniskraut. Ein Gewächs, das in meiner Kindheit schon eine Rolle spielte. Die Tante, die Johanniskraut nahm, um sich zu beruhigen. Wahrscheinlich hatte sie aber eine Depression. Es scheint ja wirklich bei milden Depressionen zu helfen. Fasziniert hat mich immer die Nebenwirkung, dass man davon lichtempfindlich wird. Das ging unweigerlich mit Johanniskraut einher. Dass es gut gegen Verstimmungen sei, aber eben lichtempfindlich mache. Dieser Abgrund, in den dich das Kraut hineinsaugt. Es verspricht dir, dich von deiner Düsterkeit zu befreien, und gleichzeitig erträgst du aber das Licht nicht mehr.

Deine Seele, mein.

Auf Wikipedia gibt es ein nicht angenehm anzusehendes Bild eines Schafes, das auf einer Weide nichtsahnend (vermutlich Unmengen) Johanniskräuter fraß. Die Sonne brannte dem Tier hässliche Wunden ins Gesicht.

Heute gingen meine Frau und ich das erste Mal in den Fluss zum Baden. Mein Schwager badet dort jeden Tag. Seit wir diese Außendusche haben, waschen meine Frau und ich uns dort. Wir wollten Schweden aber nicht verlassen, ohne mindestens einmal im Fluss geschwommen zu sein. An der Badestelle haben wir ein schwimmendes Thermometer. Es zeigt 21 Grad an, das ist eigentlich völlig in Ordnung. Die Travelling Lady badete dort jeden Tag und sie meinte, das Wasser sei wärmer als die Luft. Ich bin da ganz ehrlich: Ich mochte kaltes Wasser noch nie. Meine Frau stieg ganz unaufgeregt in den Fluss, ich hingegen brauchte mindestens 10 Minuten. Zehen → Knöchel → Waden → Oberschenkel → dann ganz lange zögern, schließlich → Hoden → Schreien → Bauch → dann wieder langes Warten, Selbstbespritzung → Gesicht → Kopf → und schließlich rein.

Vielleicht waren das sogar mehr als zehn Minuten.

Ab der Sekunde, in der man drin ist, will man aber nicht mehr aus dem Wasser raus. Immer das gleiche Dilemma. Es ärgert mich. Also das Dilemma. Als ich später wieder oben am Haus saß, strahlte mein Körper von innen heraus, wie ein Tempel. Dieses Gefühl ist schon gut.

Am Abend Saisonauftakt gegen Schalke. Wir verlieren in einem lähmenden Spiel 2:1. Das fängt ja gut an. Aber die Saison ist noch lang. So etwas ändert sich schnell, das weiß ich auch. Allerdings merke ich auch, dass es mich mittlerweile etwas runterzieht. Nachhaltig runterzieht. Ich bin nun wirklich kein Erfolgsfan, aber nach all diesen Jahren merke ich auch, dass mich die Hoffnung nicht mehr wirklich hochzieht. Dabei hoffe ich wirklich gerne. Die Hoffnung ist vermutlich der Kern der Fußballliebe, oder zumindest meiner Fußballliebe. Andere mögen vielleicht den Schmerz und andere lassen Niederlagen vielleicht eher kalt, bei mir ist es immer eher die Hoffnung gewesen, die mir Spaß machte. Momentan gleicht die Hoffnung aber nichts mehr aus. Es ist nicht so, dass ich keine Hoffnung mehr habe, aber die Hoffnung macht keine Freude mehr. Sie funktioniert zurzeit nicht. Natürlich kann ich es dennoch nicht lassen.

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[Do,31.7.2025 – Pfifferlinge, Teig]

Was ich gestern vergaß zu erzählen: Bevor die Travelling Lady kam, mähte ich hinterm Haus die neuen Vogelbeerbaum-Sprösslinge und fand dabei eine Handvoll Pfifferlinge. Am Nachmittag, als sie dann kam, schlug meine Frau vor, dass wir ja zu dritt einen Waldspaziergang unternehmen könnten und dabei links und rechts des Weges nach Pilzen suchen. So sieht unsere Besucherin ein bisschen was von der Gegend und am Abend könnten wir uns eine Pasta machen, schließlich war der Pizzaofen nicht einsatzbereit und damit die Frage des Essens noch nicht geklärt. Wir kamen von dem Spaziergang mit reichlich Pilzen zurück und kochten uns am Abend Linguine mit Pfifferlingen und Knoblauch.

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Schon wieder vergaß ich Bier im Tiefkühlfach. Diesmal Bier in Dosen. Zumindest platzen Dosen nicht. Danach ließ ich sie auftauen und es schmeckte, als wäre nichts geschehen.

Am Nachmittag kamen unsere Nachbarn, die einen Kilometer flussaufwärts wohnen, bei uns zum Kaffee vorbei. Der Cousin meiner Frau und seine Frau. Es sind nette Menschen, wir haben immer viel mit denen zu besprechen. Wir reden über Maschinen, über Kinder, die von Göteborg nach Stockholm ziehen, über die Schwedische Waldorganisation, über einen Mann, der im Fluss ein Kraftwerk bauen will, über Insekten, Pflanzen, Bäume, über Essen – einmal das ganze Themenspektrum durch.

Heute buken wir auch Pizza, endlich mit dem neuen Ofen. Der Teig starb diesmal nicht. Das hing damit zusammen, dass dieses Teigrezept wesentlich anspruchsloser war, aber wir wissen nun auch, warum der letzte Teig nicht gelang. Ich dachte nämlich, ich hätte eine 1-kg-Packung gekauft, es handelte sich aber um eine 1,5-kg-Packung. Damit stimmten die Verhältnisse mit Wasser und Hefe nicht mehr. Den Fehler fanden wir erst heute, als wir wieder eine 1,5-kg-Packung öffneten und den Fehler fast wiederholten. Einskommafünf Kilo. Warum weicht man denn vom deutschen Verpackungsstandard ab?

Die Pizza wurde nach einigen Anläufen jedenfalls super. Das Schwierigste ist überraschenderweise der Kampf mit dem Teig. Ich habe nun allerdings eine Technik entwickelt, mit der ich relativ gute Formen hinbekomme. Wie so oft im Leben, soll auch ein Teig nicht zu viel und nicht zu wenig von etwas sein. Darin bin ich schlecht. Meine Frau sagt immer „Nichtsoschnell“ oder „Nichtsoheiss“ oder „Nichtsohoch“ oder „Nichtsolaut“ oder „Nichtsoviel“ oder „Nichtsowenig“ zu mir. Der Pizzateig wurde aber nichtzudünn-und-nichtzudick. Und zwar gleichzeitig.

[Mi, 30.7.2025 – Reizarmut, Traveling Lady, Pizzaofen, Wetter]

Reizarmut.

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Ich weiß jetzt gar nicht mehr, wo ich aufhörte zu berichten. Inzwischen sind viele Tage vergangen und ich verlor die Übersicht über die Zeit, jedoch machte ich mir ein paar Notizen, an denen ich mich entlanghangeln kann. Ganz oben steht „Reizarmut“. Ich glaube, das ist es, was das Leben im Wald ausmacht. Reize. Es gibt hier schon Reize. Man kann sie sich aber händisch aussuchen. Und falls man wirklich einmal eine Überflutung braucht, schaut man eben ins Netz. Aber: Auch das wird immer reizloser, je mehr Zeit vergeht.

Die Travelling Lady war zwei Tage da. . Mit ihrem Hund. War supernett. Wir fuhren zu einem zwei Kilometer entfernten See, der übersetzt „Bärensee“ heißt. Es gibt da aber keine Bären mehr. Wir besitzen beide ein Faltkajak von der Marke Oru und so stachen wir ins Wasser. Mitten auf dem See wehten starke Winde. In ruhigeren Buchten hielten wir ein paarmal an und legten den Kopf nach hinten. Ich schloss die Augen. Ich hörte Wind. Und irgendwo aus weiter Ferne wehte das Brummen einer Motorsäge übers Wasser zu uns her. Beim Abpaddeln der Ufer sahen wir vereinzelte Holzhäuser im Wald stehen. Gut versteckt zwischen den Bäumen. Ich glaube nicht, dass die Leute hier Strom haben. Diese Häuser scheinen wesentlich abgelegener als unser Haus, das selbst schon am Ende eines Stromstranges liegt. Zu diesen Häusern führt kein befestigter Weg, Zumindest keinen, den man auf der Satellitenansicht von Googlemaps erkennen könnte.

Vorher, als wir noch durch die Waldwege fuhren, kam uns plötzlich ein Auto entgegen. Schon das passiert hier selten. Dann war es auch noch ein Auto mit Berliner Kennzeichen. Das Auto trafen wir später auch am Ufer dieses Bärensees. Natürlich sprachen wir einander an. Frau und Mann mit zwei Söhnen. Haben auf Komoot gelesen, dass man an dem See gut fischen kann. Allerdings stellten sie fest, dass das Ufer ziemlich flach ist, das wird daher eher schwierig. Ein bisschen neidisch schauten sie deswegen auf unsere Kajaks.

Mehr hatten wir allerdings nicht zu besprechen. Später trafen wir sie noch einmal, als wir mit unseren Kajaks über den See in eine andere Bucht einfuhren. Da kamen sie aus den Büschen hervor und schienen eine gute Stelle gefunden zu haben. Wir begrüßten uns wie alte Bekannte.

Des Weiteren habe ich „Gasflasche“ in meinem Büchlein notiert. Was wir jetzt gelernt haben: Deutsche Anschlüsse für Gasflaschen sind anders als schwedische. Wir haben in Berlin nämlich einen dieser superheißen, gasbetriebenen Pizzaöfen gekauft und uns darauf gefreut, dass wir den ganzen Urlaub über jeden zweiten Tag Pizza essen werden. Aber deutsche Pizzaöfen kann man nicht mit schwedischen Gasflaschen betreiben.

Nach mehr als zwei Wochen fanden wir nun einen Adapter. Da wir am Sonntag wieder nach Berlin fahren, bleiben uns immerhin noch drei Pizzatage. Zumindest wenn uns nicht wieder der Teig stirbt. Unser Berliner Nachbar und Küchenchef hat uns sein Privatrezept für Pizzateig offenbart. Meine Frau und ich sind aber keine ausgewiesenen Spezis im Umgang mit Teig. Dass Teig aber sterben kann, wissen wir jetzt. Immerhin schön dramatisch.

Statt Pizza zu essen, grillten wir letzte Woche ein paar Mal. Zur Ankunft der Traveling Lady wollten wir eigentlich Pizza backen. Weil Pizza aus obengenannten Gründen aber nicht gelingen wollte, planten wir, mit der Gästin zu grillen. Weil wir mittlerweile aber keine Lust mehr hatten, zu grillen, aßen wir etwas anderes. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, was das war. War aber auch lecker.

Regen.

Es regnete nur an den ersten beiden Tagen. Hier ist es ständig etwa zwei oder drei Grad wärmer als in Berlin. In Berlin geht hingegen richtig der Regen nieder. Jetzt fürchte ich mich ein bisschen vor dem August. Ich hatte nämlich die Hoffnung, dass ich in Schweden den heißen Berliner Julitagen entfliehen kann. Wenn ich Anfang August zurückkomme, dann gibt es hoffentlich nur noch wenige Hitzetage. So die Hoffnung. Allerdings fürchte ich nun, dass sich der Sommer rächt und im August einmal richtig über Berlin hereinbrennt. Muss ja sein, schon nur aus statistischen Gründen.

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[Fr, 25.7.2025 – Trinkwasser, Wasser überhaupt, Citysnobs]

Während die Autos in Hamburg größer sind, als in Berlin, wurden sie in Dänemark wieder kleiner. Sogar in Schweden, dem Land des familiensicheren Volvos, sind die Autos nicht so groß. Müsste man mal nachmessen, ob das mit der Größe auch objektiv stimmt.

Seit ich angekommen bin, beschäftige ich mich vor allem mit Ausschlafen, Kochen, Biertrinken und Lesen. Außerdem fuhr ich in den Baumarkt, um einen Gartenschlauch, eine 210-Liter-Regentonne und eine Gasflasche zu kaufen. Eines meiner Bauprojekte für diesen Sommer war die Regenrinne, mit der ich den Regen einer Dachhälfte in eine Tonne auffangen wollte. Um Trinkwasser zu sparen. Wir beziehen das Trinkwasser aus unserem hauseigenen Brunnen. Da habe ich immer Hemmungen, das Wasser für andere Zwecke zu missbrauchen. Wenn man mit eigenen Augen sieht, wo das Trinkwasser herkommt, denkt man anders über Wasservorräte nach. Ich mag das sehr, ich wäre vermutlich ein guter Prepper, wenn ich paranoid genug wäre. Bezüglich Paranoia habe ich Corona aber psychisch ganz gut überstanden.

Wir befinden uns jetzt ja im Jahr 5 n. Cr., wie Maximilian treffend beschreibt. Zugegebenermaßen verlinke ich seinen Blogeintrag vor allem, weil er schrieb, dass ich „irritierend junggeblieben“ sei, und ich jetzt will, dass alle das wissen.

Jetzt, wo alle das wissen, aber wieder zurück zur Regenrinne. Der Mann, der unser Haus im Frühjahr rot strich, wusste, dass die Regenrinne gemacht werden musste. Nicht nur, weil ich Regen auffangen will, sondern weil der Regen auf einem großen Steinbrocken vor dem Haus aufschlägt und das Holz des Hauses auf der einen Seite zu schimmeln begann. Also bot er sich an, diese kurzerhand zu bauen, weil er schon Hunderte gebaut hat. Mein Bauprojekt ist jetzt dahin, aber dann kann ich mich anderen Sachen widmen. Zum Beispiel dieses neue Bier von Stigberget. Die haben zusammen mit einer dänischen Brauerei ein unfassbar gutes Leichtbier gebraut. Ich trinke fast nur noch leichte Pilsner, leichte Pale Ales oder leichte IPAs. Alles über 5 Volumenprozent schmeckt mir mittlerweile wie flüssiger Kuchen.

Was ist sonst noch passiert? Die Komposttoilette funktioniert wunderbar. Sie riecht nicht und das neue Toilettenhäuschen sieht super aus. Alle lieben es. Allerdings muss man den Urinbehälter mindestens einmal die Woche leeren. Die Verkäuferin meinte, das müsse man nur einmal im Jahr tun, einmal nach der Sommersaison. Damit lag sie offensichtlich nicht richtig. Wir hätten das Ding aber trotzdem gekauft. Vielleicht lassen wir das Urin künftig einfach in die Brennnesseln hineinlaufen. Das ist ökologisch nicht so bedenklich, es ist eher eine Verschwendung von hochwertigem Düngemittel, und früher ging ja auch alles direkt in die Erde. Und die Brennnesseln lieben es. Andererseits lieben meine Frau und ich diese Logistik mit Wasser und Ausscheidungen. In Berlin sind wir Citysnobs, aber sobald wir hier in unserem Waldhäuschen wohnen, verwandeln wir uns in Ökoprepper.

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[Mi, 23.7.2025 – Einreise, Hörbuch, Regen]

Als ich ins Auto stieg, begann der Regen.

Auf dem Weg nach Fehmarn fiel mir dann ein, dass ich meinen Reisepass zuhause vergessen hatte. Jetzt war es zu spät, um das Problem zu lösen, ich musste die zwei Ländergrenzen einfach über mich hinweg geschehen lassen. Ich werde herausfinden, was passiert. Mehr, als mich nicht in das Land lassen, können sie schließlich nicht tun.

Ich hatte gehört, dass Spotify mittlerweile Hörbücher anbietet. Statt immer Podcasts und Musik zu hören, könnte das eine schöne Abwechslung sein. Als ich auf der Fähre saß, gab ich „Hörbuch“ in Spotify ein und als Erstes wurde mir Caroline Wahl vorgeschlagen, das Hörbuch ihres Debüts „22 Bahnen“, und sofort verstand ich, was das für eine tolle Wahl war, weil ich das Buch wahrscheinlich nie lesen werde, aber gleichzeitig interessiert mich das Phänomen durchaus, sie ist schließlich eine kluge Frau und begeistert bereits in jungen Jahren Millionen Menschen. Ihre Romane interessierten mich nie, weil ich wahrscheinlich nicht das angedachte Publikum bin und mich auch das Setting der Geschichte nicht so interessierte.

Bei der Einfahrt in Dänemark wurden alle Autos der Fähre durch die Kontrollstationen der Polizei gelotst. Die Grenzpolizisten schauten grimmig in mein Auto, während ich mit Schrittgeschwindigkeit an ihnen vorbeifuhr. Aber sie hielten mich nicht an.

In Dänemark wurde aus dem Regen ein Sturm. Das Telefon zeigte mir ständig Warnungen an. Ich liebe es sehr, im Regen zu fahren. Die meisten Menschen finden es hingegen belastend, im Regen zu fahren. Ich genieße die Ruhe, von meiner eigenen Ruhe und der Ruhe der anderen Fahrerinnen, wie wir als Schicksalsgemeinschaft alle zusammen unsere Vehikel durch diesen Regen manövrieren, wir hängen alle aneinander, sitzen aber alleine in unseren Autos, und doch fühlt es sich an, als säßen wir gemeinsam in einer Arche. Draußen ist es feindlich. Wir steuern unsere Maschinen, achten auf die Lichter, fahren ruhiger, fahren das Tempo unseres inneren Beats etwas runter, die Scheibenwischer wischen, es ist fast meditativ, das Prasseln des Regens, das Wischen auf den Scheiben, vor mir die schlechte Sicht.

Aus den Boxen dann Caroline Wahl. Ich hörte dem Roman gerne zu, aber meine Erwartung war irgendwie größer, ich hatte etwas, nunja, Bewegenderes erwartet, etwas Brillanteres. Ich hörte ganze fünf Stunden. Das Setting ist ganz nett, junge Frau mit einer alleinerziehenden, alkoholkranken Mutter und einer sehr jungen Halbschwester. Sie selber würde gerne nach Berlin, um zu promovieren, zögert aber mit dem Schritt, weil sie die Halbschwester nicht mit der Mutter alleine lassen will. Dann gibt es zwei mysteriöse und traurige männliche Love-Interests. Figuren und Umstände erinnern mich ein bisschen an Vampirschmonzetten. Ja, möchte ich jetzt nicht so abschätzig vergleichen, sie hat einen guten Ton und sie beherrscht auch ihr Handwerk richtig gut, und diesen seltsam verklärten, fast schon romantisierenden Blick auf Armut gab es auch schon in wesentlich schlimmerer Form. Also ich hörte durchaus gerne zu, bin aber auch froh, dass ich die Zeit nicht lesend verbracht habe, sondern auf dieser Autofahrt durch den Regen. Und es verkürzte mir tatsächlich die Reise. Ich schwebte gedanklich mit der Geschichte dieser langweiligen Kleinstadt mit, und die Zeit verflog.

In Helsingborg von der Fähre runter. Keine Polizei. Ich hab’s geschafft. Ich bin gespannt, wie der umgekehrte Weg sich abspielen wird. In Dänemark kontrollierten sie in den letzten Jahren sehr intensiv, wegen der Bandenkriminalität in Malmö. Und in Deutschland hat Merz ja auch wieder die Grenzen hochgezogen. Ich bin ja italienischer Staatsbürger, allerdings mit einem deutschen Namen und einem deutschen Führerschein. Man weiß ja nie, ob unklare ethnische Verhältnisse Grenzbeamte irritieren. Dieses seltsame Ideal eines deutschen Volkskörpers, ich weiß nicht, warum das in deutschsprachigen Landen immer so eine starke Rolle spielte. Gerade über Deutschland, mitten auf diesem Kontinent, zogen über die Jahrtausende nun wirklich alle Ethnien einmal drüber. Da ist nix Volkskörper.

Die Dänen würden mich aber ins Konsulat nach, öhm, Stockholm schicken. Ich frage mich, wie sie das tun wollen. Stecken sie mich samt Auto wieder auf die Fähre, damit ich zurück nach Schweden komme, um dort 700 km nach Stockholm zu fahren? Und wenn die Schweden mich nicht reinlassen, dann stecke ich im Limbo auf dieser Fähre am Öresund fest. Hin und her und hin.

Es erstaunte mich, dass ich mehr als fünf Stunden lang dem Hörbuch zuhören konnte. Podcasts ertrage ich sonst nur 2 Stunden lang, danach muss ich immer auf Musik umschalten und irgendwann geht auf solchen langen Reisen auch keine Musik mehr. Das beschäftigte mich wirklich eine ganze Weile. Die Erklärung ist möglicherweise jedoch banal. Es sind Laberpodcasts, denen ich nicht zu lange zuhören kann. Andere Podcasts, wie z. B. die Aufarbeitung des Falles Boateng, oder auch die Geschichte über den Dreißigjährigen Krieg von den Machern des ehemaligen Zeitsprung-Podcasts, die hörte ich auch über mehrere Stunden hinweg. Die simple Erklärung ist wahrscheinlich, dass man Geschichten schlichtweg einfacher zuhören kann. Es gibt einen Plot, mit Figuren und Orten. Das ist nicht so ein Einhämmern wie bei Laberpodcasts, bei denen zwei Leute (Männer) eine Stunde lang Infos einhämmern, bäm bäm bäm. Nach längerer Zeit ist das sehr invasiv und ich möchte sofort das Patriarchat abschaffen.